ERIKA POST
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Erika Post: Aufbrüche


(Katalogtext zur Ausstellung „Scherben“, 2003)

Zu ihren „Markenzeichen“ gehören Ideenreichtum, Experimentierfreude, handwerkliche Meisterschaft und – dies vor allem – eine überaus sensible Handhabung ihres Werkstoffs, der ihr nicht als verfügbare Gestaltungsmasse dient, sondern den sie als Teil der Natur und als eine seit Jahrtausenden mit der Kulturgeschichte aller Völker verbundene Materie respektiert. Keinem ihrer Objekte mutet sie zu, Identität und Herkunft zu verleugnen: Ton aus dem Erdreich, elementar, beständig, eigenmächtig.

In keinem Stadium ihrer künstlerischen Arbeit hat sich Erika Post mit der jeweils erreichten künstlerischen, gestalterischen und handwerklich-technischen Kompetenz begnügt. Mit ihren Beiträgen in Fachpublikationen, als Dozentin für kreatives Gestalten mit Ton, mit ihren Auftragsarbeiten, mit den hohen verfahrenstechnischen Standards ihres Ateliers, mit der Vielfalt und der Qualität ihrer in zahlreichen Ausstellungen und in Sammlungen präsenten Exponate hat sie sich längst auch überregional Beachtung und Anerkennung erworben. Auf jedem dieser Arbeitsfelder könnte sie sich anspruchsvoll und dauerhaft etablieren. Jenseits der selbstgesteckten Ziele eröffnen sich jedoch stets neue Perspektiven; couragiert betritt sie neue Wege. Wieder bewahrheitet sich: Wagnis und Risiko sind Triebkräfte der Kunst, und auch Erika Post lässt sich auf immer neue Horizonte ein. Ihr aktueller künstlerischer Aufenthaltsort ist in diesem Katalog dokumentiert.

Aus gegenständlichen Formen entwickelt die Künstlerin Abstraktionen, aus denen sich wiederum neue Gedanken und eine neue Wirklichkeit ableiten (wie etwa bei ihren „Scherbensäulen“); und während sich einerseits die künstlerische Absicht in der Gestaltung eines Objekts manifestiert, so wird andererseits durch den Aufbruch eines Gehäuses die darin eingeschlossene Idee befreit. Die Form zerspringt, kraftvoll, eruptiv, und losgelöst vom geborstenen Fragment gehen aus dieser imaginären Eruption in zahllosen Varianten Erinnerungen, Phantasien und Gedanken auf die Reise... So thematisieren die „Aufbrüche“ nicht nur ganz unmittelbar die Exponate dieser Ausstellung, sondern ebenso konkret auch den faszinierenden künstlerischen Schaffensprozess von Erika Post.

Wolfgang Schulze-Olden, 1984 bis 2000 Kulturdezernent und Stadtdirektor der Stadt Leverkusen

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